Claudia Grandi Cossu: "Endurance ist mein Lieblingssport"

Interview mit Claudia Grandi Cossu, Groom und ehemalige aktive Distanzreiterin. Ich traf die Tessinerin am 3.Dezember zum persönlichen Interview in Holziken.

Interview & Text: Jenny Commons


Liebe Claudia, vielen Dank, dass du meine erste Interview-Partnerin bist, für das Projekt «Distanzreitsport.ch». Du wurdest, anlässlich des Distanzritt Rütihof, mit dem «Best Groom Award» ausgezeichnet, und dies zu Recht. Erst im September warst du Chef-Groom an der Weltmeisterschaft von Christine Günthardt und Balmy, sowie über Jahre auch Groom von anderen bekannten Reiterinnen, wie z.B. Alexandra Frey, Annina Rohner-Cotti, Lea Rohner und Samantha Wildi. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?

Ich fühle mich sehr geehrt, dass meine Arbeit so geschätzt und belohnt wird. Es hat mich sehr gefreut, was man auf dem Foto, glaube ich, auch gut sehen kann.


Was macht für dich die Aufgabe als Endurance Groom so interessant?

Dass ich inmitten der Pferde bin, freut mich sehr. So kann ich doch noch Teil der Endurance Community sein, auch wenn ich schon länger nicht mehr aktiv Distanzritte reite und selber kein eigenes Pferd mehr besitze. Endurance ist mein Lieblingssport.


Dein Sohn Lorenzo trifft man auch regelmässig an den Ritten an deiner Seite an. An mehreren Kinder-Distanzritten ist er zudem auch schon mitgeritten. Glaubst du, er wird selbst mal Distanzreiter?

Er würde sehr gerne Distanzreiter werden, ist aber ziemlich allergisch auf Pferde. Mit seiner Allergie das Brevet zu absolvieren wird vermutlich schwierig. Aber wer weiss, vielleicht starten wir in ein paar Jahren einen Versuch. Er hat bisher viel Freude an den Kinderdistanzritten gezeigt.


Was muss ein guter Groom können?

Wasser schleppen *lacht*. Du musst Pferd und Reiter gut beobachten und sie in allen Belangen unterstützen. Kleinigkeiten sollten dir auffallen – Aufmerksamkeit ist gefragt. Ich persönlich bringe meinen Reiterinnen und/oder deren Pferde jeweils eine Kleinigkeit mit an den Ritt, z.B. eine selber gemachte Torte, Muffins oder ein Bier für nach dem Ritt, resp. für die Pferde Leckerlies oder Rüebli.


Mit was für Schwierigkeiten wurdest du an einem Ritt schon konfrontiert? Und wie hast du sie gelöst?

Schlamm *lacht*. Vor allem in der Saison 2024 war an vielen Ritten sehr viel Schlamm involviert. Z.B. in Buch, Monpazier oder Saint-Barthélémy-de-Vals. Dafür braucht es gute Kleidung, viel Motivation und gute Laune. *lacht*


In welchen Ländern warst du schon als Groom im Einsatz?

Schweiz, Deutschland, Frankreich inkl. Korsika, Belgien und Italien.


Und in welchem Land würdest du gerne mal groomen?

In Holland. Und interessieren würde mich auch der Tevis Cup in Amerika. Aber das ist mir zu weit und ich fliege nicht gerne.


Hast du einen Lieblings-Distanzritt?

Als Reiter war es damals St.Moritz und Willisau. Als Groom Madine (Frankreich) und Rotenburg (Deutschland). 


Erzähle uns von einem ganz speziellen Groom-Moment, der dir immer in Erinnerung bleiben wird.

An einem Groompoint eines CEI, hat «mein» Pferd sein Hufeisen wieder aufgenagelt bekommen, und ich habe das Pferd währenddessen betreut. Ein Mitglied der Jury, die dort gerade auf Streckenkontrolle war, hat mich gelobt, zu meiner ruhigen und gelassenen Art beim Betreuen. Und das obwohl in diesem Moment die Zeit drängt. Das hat mich gerührt, weil man hört die Jury nicht oft über Grooms sprechen.

Und Glace essen im Ijsparadijs (Glace-Paradies in Zutendaal)! *lacht*


Du bist früher selbst gestartet, bis und mit CEI2*, und warst 2x Bronze-Gewinnerin der Schweizermeisterschaft der Junioren. 2002 mit Waqueenaara CH und 2005 mit Itir de Lux, beide im Besitz von Christine Günthardt. Wie kamst du zum Distanzreitsport?

Als Mädchen, in 1996, bin ich im Stall von Marco Muheim in Mairengo auf Freibergern geritten. Er hatte mir vom Distanzritt in Biasca erzählt und mich gefragt, ob ich teilnehmen möchte. Wir sind am Vortag mit sechs Freibergern von Mairengo nach Biasca geritten (ca. 20km), am Ritttag haben wir ein DRF 40 Kilometer gemacht, und am Tag danach sind wir wieder nach Hause geritten. Das hat mir so sehr gefallen, dass ich weiter gemacht habe.

2001 habe ich dann mein eigenes Pferd, einen Araber namens Taskaya CH, gekauft.


Als Abschluss-Frage, eine Frage, die ich allen Interview-Partnern stellen werde: «Was wünschst du dem (Schweizer) Distanzreitsport für die Zukunft?»

Ich wünsche mir, dass trotz all den Schwierigkeiten es doch noch (mehr) Distanzritte gibt in der Schweiz. Und zwar vom EL, DRF bis zum CEN. Und dass das Pferd weiterhin immer an erster Stelle über Allem steht («Welfare of the horse»). Ich hoffe auf mehr Dankbarkeit gegenüber den Organisatoren, denn deren Aufwand ist nicht selbstverständlich. Und dass die Leute mithelfen und auch etwas Zeit investieren, um die Ritte zu unterstützen.


Vielen Dank, liebe Claudia, für deine Zeit und dein Engagement für die Distanzreiter*innen!